Tag 1
Nach einer langen Anreise von 12 Stunden sind wir geschafft aber glücklich in Stavoren/NL gestrandet. Nach dem Beziehen der riesigen Kajüten gab es leckere selbstgemachte Pasta Bolognese à la Knittel. Aufgrund der schweißtreibenden Kajütenstimmung und der Euphorie des ersten Abends auf der Rea-Klif entschlossen sich einige Leichtmatrosen auf Deck zu schlafen.
Tag 2
Am zweiten Tag ging es nach einer kurzen Knoten- und Segeleinweisung von Deckshand Hoimar hinauf auf das Ijsselmeer in Richtung Enkhuizen.
Auf Deck war die Stimmung spitze und auch das Wetter und der Wind waren auf unserer Seite. Skipper Jürgen hatte alles und somit auch uns voll im Griff, so dass wir sicher und entspannt über das Gewässer gleiten konnten.
In Enkhuizen ankerten wir zunächst im Hafen an einer Badestelle und viele hatten großen Spaß daran, von der Rea Klif ins kühle Nass zu tauchen. Nach dem Anlegen stürmten wir erst einmal die Fish & Chips Bude und erkundeten in Kleingruppen die Stadt.
Jakob konnte gar nicht genug bekommen und nutzte die idyllische Anlegestelle für dutzende Hechtsprünge.
Abends wurde dann bis tief in die Nacht Werwolf gespielt und sicherlich fielen nach der abgeschlossenen Metamorphose zur wölfischen Bestie alle schnell in den Schlaf.
Tag 3
Der Plan für den dritten Tag war es, von Enkhiuzen nach Makkum zu segeln.
Leider war uns der Wind nicht allzu gut gesonnen, sodass wir gezwungener Maßen in einem großzügigen Zickzackkurs über das Ijsselmeer schipperten und letztendlich bereits in Workum in den Hafen einlaufen mussten.
Trotz der achtstündigen Segelfahrt kam bei der Crew keine Langeweile auf, denn sie startete mit einem Werwolfmarathon, der nur durch gelegentliches Wenden des Schiffes unterbrochen wurde.
Das beschauliche Städtchen Workum verzauberte einige der Reiseteilnehmer mit einem wunderschönen Sonnenuntergang.
Nachdem noch weitere Stunden ausgiebig besagtes Rollenspiel gezockt wurde, schliefen Frau Stegbauer und einige der Jugendlichen auf dem Deck. Diesmal gab es einen herrlichen Sternenhimmel zu sehen und auch die ein oder andere Sternschnuppe konnte bewundert werden.
An diesem Abend schlich sich zudem heimlich ein blinder Passagier aufs Schiff – eine zierliche Glückskatze, die es bevorzugte die Nacht mit den Schülern auf dem Deck zu verbringen.
Tag 4
Nach einer kurzen aber sternschnuppenreichen Nacht erwachten die Schiffsdeckschläfer, während die ersten Sonnenstrahlen die Häusersilhouette am Rand des kleinen Hafens mit einem warmen Licht umspielten. Miss Miez schlief immer noch gemütlich auf einem der Schlafsäcke.
Nach einem ausgiebigen Frühstück und nachdem der Einkaufswagen, den sich Herr Leichtner bei Aldi ausgeliehen hatte, wieder zurückgebracht worden ist, startete die Rea-Klif in Richtung Harlingen – ohne ausreichend Wind – weshalb wir leider „The Tall Ships Race“ – ein viertägiges Wettsegeln mit alten Dreimastern – fast verpasst hätten, sodass wir ohne Zwischenstopp nach West-Terschelling mit Martin Witzel als Skipper de Luxe weitershipperten.
Auf dem Weg dorthin passierten wir die Schiffsschleuse zwischen Ijsselmeer und Nordsee.
In West-Terschelling angekommen besuchten wir den Strand neben dem Hafen. Allerdings war gerade Ebbe und somit wurde der Badeausflug eher zu einer Wattwanderung.
Der Abend stand dann wieder im Zeichen des Werwolfs und es gab leckere selbstgemachte Pizza. Die ganz harten Zocker spielten bis in die frühen Morgenstunden Monopoly.
Tag 5
Nach der ersten Nacht im großen Hafen von West-Terschelling liehen wir uns in der Früh Fahrräder aus und fuhren damit den Küstenwanderweg durch Dünenheide, Laub- und Pinienwälder entlang zur Nordküste der Insel an den Stand. Dort vertrieben wir uns den ganzen Tag mit Sonnenbaden und Wellenspringen. Die Deckschläfer wurden in dieser Nacht vom Regen überrascht, sodass in dieser Nacht zum ersten Mal niemand unter freiem Himmel schlief.
Tag 6
Die zweite Nacht in West-Terschelling war etwas länger als die bisherigen Nächte unserer Segelreise, da es in der Nacht zuvor zum ersten Mal einen Abendschluss gab und vor Mitternacht ins Bett gegangen wurde – ja, auch die Begleitpersonen müssen einmal schlafen…
Dafür endete die Nacht bereits in den frühen Morgenstunden und die Crew sah entsprechend müde aus.
Der Hafen von West-Terschelling kann nur bei Flut verlassen werden, sodass wir aufgrund der Gezeiten bereits um 8.00 Uhr in See stechen mussten. Unser Ziel am heutigen Tag war das Watt vor Vlieland. Dort angekommen setzten wir unseren Plan, trocken zu fallen, um und machten eine Wattwanderung, auf der wir etliche Krabben, Muscheln, Seetang und Wattwürmer zu Gesicht bekamen.
Um sich auf ein späteres Piratendasein vorzubereiten, wurde auch das Entern des Bootes per Seil geübt – hier gibt es aber noch Verbesserungspotenzial, denn das Schiff lies sich weder wegziehen noch konnte problemlos am Seil hinaufgeklettert werden.
Da der Hafen von Vlieland bereits mit zu vielen Schiffen besetzt war, mussten wir anschließend zurück nach West-Terschelling segeln, um unseren Anker dort erneut auszuwerfen. Nach einem kurzen Stadtbummel und ausgiebigem Shopping bei Hema, wo sich plötzlich und zufällig fast alle Urspringer eingefunden haben, bereitete die Schiffsköchin Susanne Knittel Spaghetti alla Carbonara für alle zu.
Tag 7
Die Rea-Klif verließ den Hafen von West Terschelling entspannt gegen 11.00 Uhr und steuerte mit gutem Wind die Vlieland Insel an. Diesmal hatten wir Glück und bekamen einen Platz im Hafen. Wir sind uns jedoch nicht sicher, ob alle Jugendlichen den Ortswechsel mitbekommen haben oder ob sie das Spielen unter Deck zu stark abgelenkte. Dort angekommen teilte sich die Gruppe auf. Der eine Teil ging in das beschauliche Städtchen, der andere an den Strand. Zum Baden lud das Wetter an diesem Tag jedoch nicht ein, sodass wir es vorzogen Drachen steigen zu lassen und Sandburgen zu bauen. Leider dauerte es nicht lange, bis die ersten Regentropfen fielen und so mussten während des Schauers zurück zum Schiff laufen. Glücklicherweise stellten sich alle Strandgänger als äußerst wasserfest heraus, sodass wir trotz der Naturdusche entspannt zum Boot schlendernten. An Bord empfing uns unser Skipper mit der Nachricht, dass für die Nacht ein Sturm mit Windböen bis zur Stärke 10 erwartet wird, weshalb ab 22.00 Uhr niemand mehr die Rea-Klif verlassen oder auf Deck gehen durfte. Da der Hafen sehr geschützt liegt und der Wind aus nordwestlicher Richtung kam, schwankte das Boot auch während des Sturmhöhepunkts nur leicht. Die Geräusche, die während des Sturmtobens zu hören waren, machten da schon mehr Eindruck, denn das laute Stöhnen der Seile und das Knarren der Fender erinnerten an ein Geisterschiff. Das Schlimmste am Sturm war die unerträgliche Hitze, die sich im Aufenthaltsraum des Segelsschiffs sammelte. Sogar das Wasser begann zu kondensieren und tropfte von der Decke. Der guten Laune schadete die Saunastimmung aber nur wenig und es wurden trotzdem fröhlich Spiele gespielt.
Tag 8
Nach gemütlichem Ausschlafen und einem leckeren Frühstück ging es direkt mit dem Speedboot zur Seerobbenbank. Nach einer rasanten Fahrt übers wilde Meer konnten wir die Seerobben beim Räkeln und Sonnen auf der Sandbank beobachten. Dabei wurden reichlich Fotos geschossen.
Die Rückfahrt war noch ein bisschen wilder, weshalb sie uns noch mehr Spaß machte. Danach hatten wir die Zeit zur freien Verfügung und nutzen diese dazu das Städtchen zu besichtigen sowie für das Abendessen einzukaufen.
Ansonsten wurde tagsüber wieder gespielt und es gab eine Pinienzapfenschlacht im Wald. Auf dem Rückweg zum Schiff erklommen wir noch den Aussichtsturm am Wegesrand.
Aiyana, Pauline und Sensei Werwolf backten außerdem noch klammheimlich zwei Überraschungskuchen für das morgige Geburtstagskind. Hoimar unterstützte die Frauen, indem er ihnen die niederländische Backanleitung übersetzte und Jan half mit Elan beim Abspülen. 😉
Als sich dann das stürmische Wetter wieder bemerkbar machte, zogen sich zunächst alle wieder zum Spielen, Kochen und Essen zurück. Nach und nach wagten wir uns dann auf einen Steg zwischen den hohen Wellen und lehnten uns gegen den Wind. Danach kamen alle nass zurück und leerten ihre Gummistiefel aus.
Den Rest des Abends wurde dann im Geheimen überlegt, wie man Daniel Leichtner aus dem Schiff locken kann, um den Kuchen noch zu glasieren und später den Raum zu dekorieren. Nach einigen Misserfolgen gelang dies aber, sodass pünktlich um 0.00 Uhr gesungen und gratuliert werden konnte.
Tag 9
Heute ging es frühmorgens los. Nach einer rasanten Fahrt mit Wind und Wellen kamen wir in unserem Starthafen in Stavoren an. Auf unserer Fahrt durchquerten wir die Schleuse vom Watten- zum Ijsselmeer und wurden von den Wellen ordentlich mit Wasser überschüttet. Die Schüler stellten sich dafür an den Buk und warteten auf die erfrischende Gischt, die sie nass machte. Die Fahrt ging schnell vorüber, weil wir von einer steilen Brise angetrieben wurden. Als wir ankamen, wurde von fleißigen Schülern sogleich das Deck geschrubbt.
Nach der Ankunft fand direkt vor dem Hafen eine Skutje-Regatta (Plattbooteinmaster) statt.
Ein Teil der Besatzung brachte noch das Deck auf Vordermann, bevor sie in einen Scherzartikelladen gingen. Andere gingen zum Essen und schlenderten über das Straßenfest. Dabei wurden lustige Theorien über das Verhalten der Niederländer aufgestellt: Niederländer pinkeln wohl lieber direkt neben das Toilettengebäude.
Gegen Abend versammelten sich alle zum Essen und Spielen. Bei der anschließenden Reflexionsrunde bemängelte zwar niemand die Größe der Kajüten, die im Übrigen alle, ja alle, die ganzen 10 Tage immer extrem ordentlich aufgeräumt waren. Aber wir stellten fest, dass das Segelpacken nur den Wenigsten wirklich Spaß gemacht hat! Trotz unbegrenztem Abendschluss gingen die Segler und Seglerinnen am letzten Abend früh zu Bett.
Tag 10
Der Morgen begann wie alle anderen davor. Aber man merkte deutlich, dass die Stimmung weniger gut als an den vorherigen Tagen war, denn der Abschied von Hoimar, dem Skipper Jürgen und seinem Hund Pinki sowie der Rea-Klif rückte immer näher. Vor allem Hoimar war ein Teil der Gruppe geworden und einige hätten ihn sicher gerne mit nach Urspring genommen.
Nachdem alles gepackt und ins Auto geladen worden war, fuhren die beiden Neunsitzer gegen Süden und beendeten damit den abenteuerlich schönen aber auch erholsamen Segeltripp. Zurückblickend hatten wir alles was man sich wünschen kann. Wir sind bei Flaute und super sonnigem Wetter sowie bei rauer See gesegelt und hatten alle eine wirklich tolle Zeit.
Vielen Dank dafür!
Das muss eine sehr spannende und interessante Reise gewesen sein. Mein Sohn Lukas redet eigentlich nicht so viel. Diese Segelreise hat er aber mehrfach begeistert beschrieben. Man sieht es ja auch auf den stimmungsvollen Bildern. Ich als Papa machte mir nur Sorgen, als ein Orkan an der Nordsee angesagt war. Aber auch das wurde locker überstanden! Das war für alle Teilnehmer ein Erlebnis, an das man sich immer wieder gern erinnert!