Mentorat Gärtnerhaus auf Tour durch RPLux
Die diesjährige Mentoratsfahrt führte die 8 Jungs des Mentorats Gärtnerhaus gemeinsam mit ihrem Mentor nach Rheinland-Pfalz, Luxemburg und in das Saarland. Hauptziel war die Römerstadt Trier; was es dort und anderswo so alles zu sehen und erleben gab, lest ihr im folgenden Beitrag.
Tag 1: Orientierung in Trier
Am ersten Tag unserer Reise gen Nordwesten erreichten wir am frühen Nachmittag Trier. Nach erfolgreicher Akquise eines Parkplatzes westlich der Mosel begaben wir uns über die Römerbrücke in die Trierer Altstadt, wo wir als erstes am Karl-Marx-Haus Halt machten.
Das Karl-Marx-Haus (https://www.fes.de/museum-karl-marx-haus/) ist das Geburtshaus des großen Vordenkers des Sozialismus, der in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag feiern würde. So ist es nicht verwunderlich, dass neben der aktuellen Ausstellung im Marx-Haus in der ganzen Stadt Ausstellungen und Feierlichkeiten rund um Marx stattfinden. Zu einer Besonderheit „pilgerten“ wir später am selben Tage.
Nach dem Besuch der – von einigen Mentoratsbewohnern kritisierten – recht abwechslungsreichen Ausstellung setzten wir unseren Weg durch die Altstadt fort. Neben der beeindruckenden Konstantin-Basilika a.k.a. Palastaula (https://ekkt.ekir.de/index.php?id=2490) sahen wir uns auch das Trierer Barockschloss, die Liebfrauenkirche und den Trierer Dom an, in welchem just zu unserer Anwesenheit auch der Kinder-Domchor probte. Im Anschluss machten wir uns über den mittelalterlichen Marktplatz auf zur Porta Nigra, in deren unmittelbarer Nähe wir das neue Karl-Marx-Denkmal aufspürten, eine überlebensgroße Bronzestatue des chinesischen Künstlers Weishan Wu, die der Stadt Trier vor knapp 2 Monaten vom chinesischen Staat geschenkt worden ist.
Am Abend begaben wir uns sodann nach Bollendorf an der Sauer, wo wir unser Quartier für die nächsten Tage bezogen. Wie wir recht schnell merkten, sind die Bollendorfer beim Thema Mobilfunkabdeckung noch ärmer dran als die leidgeprüften Urspringer: unsere Smartphones wählten sich ausnahmslos ins Luxemburger Netz ein, das aus dem auf der anderen Flussseite gelegenen Großherzogtum herüberstrahlt. Mit einem typisch niederländischen Abendessen in der Frittenscheier; es gab Frikandel Spezial, Pommes und Burger; beschlossen wir den ersten Tag unserer Reise.
Tag 2: Römerstadt Trier
Quo vadis? In die Antike natürlich, ließe sich auf diese Frage an vielen Ecken Triers antworten. Unser zweiter Reisetag stand ganz im Zeichen der alten Römer. Wir begannen unsere Tour durch die Vergangenheit an den südlich der Trierer Altstadt gelegenen Barbarathermen, von denen leider nicht mehr allzu viel zu sehen ist. Es folgte das Amphitheater, von dem neben dem Rund der Arena und dessen Begrenzungsmauer auch die unterirdischen Kelleranlagen für die wilden Tiere übrig geblieben sind. Das nächste Ziel waren die Kaiserthermen, die durch eine große unterirdische, fast schon labyrinthartige, Ganganlage punkteten. Hier verbrachten wir – Zuflucht vor der Sommerhitze suchend – einige Zeit, immer in der Versuchung, den an uns vorbei rennenden, ungezogenen Grundschülern ein Bein zu stellen. Im Anschluss statteten wir noch den Thermen am Viehmarkt einen Besuch ab und sahen uns im Rahmen des Marx-Jubiläumsjahres die dortige Sonderausstellung zu chinesischer Kunst an.
Nach einem Mittagsimbiss eilten wir sodann schnellen Schrittes an der Mosel entlang zur Porta Nigra, wo wir eine Erlebnisführung mit Zenturio gebucht hatten. Im Rahmen der unterhaltsamen „Mitmach“-Führung lernten wir so einiges über die Vergangenheit Triers als Außenposten des römischen Reiches „am Rande der Zivilisation“. Nach einem erneuten Besuch der Porta Nigra in Ruhe und einem leckeren Eis am Fuße des Doms wollten wir dann noch dem archäologischen Landesmuseum einen Besuch abstatten, mussten jedoch feststellen, dass unser Mentor Sieben (Neunzehn) mit Siebzehn Uhr verwechselt hatte und das Museum bereits geschlossen war. Dies öffnete uns jedoch ein Zeitfenster zum individuellen (Einkaufs)Bummel durch die Gassen Triers, der sonst so nicht möglich gewesen wäre. Zum Abendessen kehrten wir im gut gefüllten Bitburger Brauereiwirtshaus ein und kosteten die lokalen Spezialitäten. So machten wir unter anderem Bekanntschaft mit Teerdich, einer Mischung von Sauerkraut, Kartoffelpüree und Speck, die in solchen Massen wohl nur in Trier als Beilage auf den Teller kommt – Anregung der Verdauung inklusive. Die von unserem Mentor noch gnadenlos für die Nacht hinzugebuchte Mittelalterführung „Der Teufel in Trier“ hatte Erbarmen mit uns; sie fiel aufgrund Doppelbelegung der Location „leider“ aus. So fuhren wir zu unserer Freude etwas früher in die Jugendherberge zurück, dem Zufall dankend, unsere über den Tag angesammelten rund 22.500 Schritte nicht noch um ein weiteres Tausend Schritte oder mehr erweitern zu müssen.
Tag 3: Luxemburg
Vom vorherigen Tag noch ganz geschafft, durften wir nur bedingt ausschlafen und machten uns auf den Weg nach Luxemburg. Wie schon erwähnt, lag das Großherzogtum nur einen Steinwurf entfernt, und so hatte unser Mentor auch diesen Kleinstaat als Ziel auserkoren. Zuerst ging es nach Vianden, wo wir auf eine wunderbar rekonstruierte Burg stießen, deren Historie auch bis in die Römerzeit zurückreicht. Wo heute solide Mauern auf den zugehörigen Ort hinabblicken, saß zu römischer Zeit ein Kastell und wachte über die zahlreichen Ländereien. Die Burg Vianden (http://www.castle-vianden.lu/deutsch/index.html) wuchs im Laufe der Jahrhunderte zu einer stattlichen Größe heran, bis sie schließlich 1820 dem Verfall anheim gegeben wurde. Erst 1977 begann die Restaurierung, die durch den luxemburgischen Staat angestoßen wurde. Heute ist die Burg in Staatsbesitz, die Ländereien sind längst verkauft, der Titel des Grafen von Vianden existiert jedoch weiterhin … Inhaber ist kein anderer als der regierende Monarch der Niederlande, König Willem Alexander.
Nach der interessanten Burgbesichtigung machten wir uns auf ins etwa eine Stunde entfernte Luxemburg Stadt, der Hauptstadt des Großherzogtums Luxemburg. Das dortige Parkleitsystem gab uns zwar eine Fülle freier Parkplätze aus, allerdings waren dies alles Parkhäuser, in welche wir mit unserem knapp 2,45 Meter hohen Schlachtschiff nicht einlaufen konnten. Als wir die Suche fast schon aufgegeben hatten, hatte Fortuna jedoch ein Einsehen und spendierte uns einen kostenfreien Parkplatz direkt an der Straße, ca. 5 Minuten von der Altstadt erntfernt. Manchmal hat man einfach Glück! Frisch gestärkt erkundeten wir sodann die Altstadt von Luxemburg.
Der ein oder andere wird es kennen, im Leben braucht es immer ein Ziel. So hatte ein Teil unserer Gruppe so seine Probleme mit der Aussage unseres Mentors, man brauche für die Erkundung einer Stadt kein Ziel; vielmehr sei der Weg das Ziel – das langsame Erkunden und Entdecken der Umgebung. Schließlich schafften wir es alle, uns dieser Vorgabe anzupassen und besahen unter anderem den großherzoglichen Palast, das Außenministerium, den Obersten Gerichtshof, die Kathedrale Nôtre Dame, die Überreste der ursprünglichen Luxemburg und der erweiterten Stadtbefestigung sowie das Erinnerungsdenkmal. Zur großen Überraschung unseres Mentors forderte dann auch noch ein Teil des Mentorats, den entfallenen Museumsbesuch in Trier wenigstens adäquat zu ersetzen, was im Besuch des Historischen Museums der Stadt Luxemburg (http://citymuseum.lu/de/) endete, bei freiem Eintritt für alle unter 21 Jahren. Die im Museum Gewesenen können einen Besuch eindeutig empfehlen.
Erkundungen machen hungrig, das weiß jeder. So entschlossen wir uns, zum Abendessen nach Trier zurückzukehren, wo wir – unserem Hunger entsprechend – gesittet in ein griechisches Restaurant nahe den Kaiserthermen einfielen. Nach Einnahme des köstlichen Mahls und der Abrundung durch das obligatorische Gläschen Ouzo kehrten wir erneut nach Bollendorf zurück, welches wir am kommenden Morgen wieder gen Heimat verlassen sollten.
Tag 4: Saarschleife und Völklinger Hütte
Jede Reise geht einmal zu Ende, doch allzu schnell sollte es nach Meinung unseres Mentors nicht gehen. So machten wir uns am frühen Vormittag wieder auf gen Süden, nahmen auf der Route noch einen Teil Luxemburgs mit, erfreuten uns an den vor uns fahrenden Oldtimern, deren Fahrer wahrscheinlich schon paranoid wurden, dass wir sie mit unserem roten Sprinter so lange verfolgten, um schließlich entlang der Saar ins Saarland vorzustoßen. Am Aussichtspunkt Cloef angekommen, öffnete sich vor uns das Panorama der Saarschleife – ein durchaus imposanter Anblick, der gleich von einem unserer chinesischen Mentoratsbewohner für einen kleinen Drohnenflug genutzt wurde.
Als weiteren Stopp auf unserer Reise gen Urspring hatte unser Mentor die Völklinger Hütte (https://www.voelklinger-huette.org/willkommen/) eingeplant. Vorgeprägt vom vergangenen Jahr, als wir uns den Kohle- und Erzabbau im Ruhrgebiet und in der Eifel vorgeknöpft hatten, sah ein Teil von uns die stillgelegte Eisenhütte nun mit anderen Augen. Ausgehend von der riesigen Turbinenhalle erkundeten wir die Hütte vom Keller bis aufs Dach, von wo man einen interessanten Ausblick auf die immer noch von der Stahlindustrie geprägte Region hatte. Neben der stillgelegten Eisenhütte selbst gab es auch eine sehenswerte Ausstellung zu den Werken des Graffiti-Künstlers Banksy zu sehen sowie das ScienceCenter Ferrodrom, in welchem umfangreich über die Stahlherstellung und deren Abhängigkeit von den vier Elementen Wasser, Erde, Feuer und Luft informiert wird.
Der weitere Rückweg wurde unterbrochen durch die Einkehr bei der Familie eines Mentoratsbewohners, die uns zum Abendessen eingeladen hatte. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals recht herzlich für die Gastfreundschaft bedanken! Von Köstlichkeiten vom Grill gesättigt, machten wir uns alsdann auf zur letzten Etappe nach Urspring, wo wir kurz nach 22:30 Uhr zufrieden aber geschafft ankamen.
Fotos: Oliver Jung & Yichen „Eric“ Li