Für Freitag, den 23. Februar 2018, hatte die Urspringschule zur Lossprechung ihrer Jung-Gesellen Lukas Holtmann (Schreiner) sowie Jonas Schittig und Cornelius Presthofer (beide Feinwerkmechaniker) in die Neue Schule eingeladen. Die Jung-Gesellen wurden dabei von ihren Rechten und Pflichten als Lehrlinge losgesprochen. Ihren Ursprung hat die Lossprechung in der Freisprechung der Lehrlinge in den spätmittelalterlichen Handwerkerzünften.
Nach einem etwas holprigen Beginn – aufgrund einer verklemmten C-Taste konnte Urspringschüler Zihao Xiao (Kl. 11) das von ihm ausgewählte Stück „River Flows in You” des südkoreanischen Pianisten Yiruma nur ansatzweise erklingen lassen – begrüßte Vorstand und Schulleiter Dr. Rainer Wetzler die Gäste, darunter Ex-Landrat und Stiftungsratsmitglied Heinz Seiffert, Schelklingens Bürgermeister Ulrich Ruckh, Stiftungsratsvorsitzender Thomas Palm, Konrad Gaß von der Geschwister Gaß-Stiftung sowie Gerhard Mayer, Initiator der dualen Ausbildung in Urspring.
Rainer Wetzler nannte die Gesellenlossprechung in Urspring „jedes Jahr ein ganz besonderes Ereignis” und betonte den „ganzheitlichen” Charakter der dualen Ausbildung „Abitur und Lehre”, wie sie in Urspring seit 1986 angeboten wird. Seinen besonderen Dank richtete Dr. Wetzler an Günther Mayer.
Der habe es möglich gemacht habe, dass Schülerinnen und Schüler der Urspringschule eine Ausbildung neben der Schule erlernen können.
Im Anschluss daran spachen die Lehrmeister Manuel Stöckle (Schreiner) und Josef Ahr (Feinwerkmechanik) in persönlichen Worte die drei Jung-Gesellen von ihren Rechten und Pflichten los, bevor sie ihnen ihre Gesellenbriefe überreichten. Manuel Stöckle charakterisierte Lukas Holtmann als „Pokerspieler, der abwarten kann und sich nicht in die Karten schauen lässt”. Schließlich sei dieser aber „auf Fortunas Sohlen erfolgreich durch die Prüfung” marschiert.
Mit Lukas Holtmann habe der 88. Schreinergeselle in Urspring erfolgreich seine Lehre beendet. Diese Zahl sei „nicht zufällig eine Schnapszahl”, verkündete Manuel Stöckle augenzwinkernd. („Da soll noch einer an Zufall glauben!”), sei doch dessen Gesellenstück ein Behältnis für Hochprozentiges!
Josef Ahr sprach Jonas Schittig und Cornelius Presthofer frei. Letzterer sei ein sehr zurückhaltender Mensch, der durch nichts aus der Reserve zu locken sei, bis er die Idee gehabt habe, eine Kommode mit Schubladen zu bauen, berichtete Josef Ahr. „Es musste alles so perfekt wie nur möglich sein”, so dass Cornelius fast kein Ende habe finden können. Bei der Lossprechung von Jonas Schittig zitierte Ahr aus dessen schon sehr selbstbewusst klingendem Bewerbungsschreiben. Die Lehrzeit sei für ihn anfangs nicht immer befriedigend gewesen.
Während seinem Meister vieles viel zu langsam gegangen und er deshalb bisweilen „wie ein Rumpelstilzchen herumgehüpft” sei, „war Jonas stets die Ruhe selbst“, so Josef Ahr. „Das wird schon, Herr Ahr. In der Ruhe liegt die Kraft'“, ziitierte Josef Ahr seinen Jung-Gesellen. Sowohl Corelius als auch Jonas hätten in Urspring eine enorme Entwicklung durchgemacht. „Sie in die große, weite Welt zu entlassen, macht mich fast ein bisschen wehmütig”, bekannte Josef Ahr abschließend.
Nachdem die Jung-Gesellen aus den Händen ihrer Lehrmeister ihre Gesellenbriefe erhalten hatten, dankten Jonas Schittig und Cornelius Presthofer den beiden Meistern wie auch Schreiner-Ausbilder Klaus Dursch für die Geduld, die diese stets mit ihnen gehabt hätten. Als „Entschädigung für die erlittenen Qualen” (J. Schittig) überreichten die Jung-Gesellen jedem symbolisch eine Flasche Bier mit einem angehängten Gutschein für die Teilnahme an einem eintägigen Brauseminar mit Verköstigung in Ulm. Dieses großzügige Abschiedsgeschenk wurde von allen Anwesenden mit kräftigem Beifall quittiert.
Danach griff Zihao Xiao nochmals in die Tasten, um dem inzwischen reparierten Piano die vollständige Version des eingangs nur angespielten Stücks zu entlocken, bevor Schulpfarrer Siegfried Fischer um „Gottes Segen” für die losgesprochenen Jung-Gesellen bat.
Abschließend lud Schulleiter Wetzler alle Anwesenden zu Häppchen, Sekt und anregenden Gesprächen in den Kreuzgang des ehemaligen Benediktinerinnenklosters ein.
Fotos: Martin Witzel