Im Rahmen des „Tags der freien Schulen“ am 10. November 2017 stand Manuel Hagel, Landtagsabgeordneter und Generalsekretär der baden-württembergischen CDU, gut anderthalb Stunden lang Schülerinnen und Schülern der Urspringschule Rede und Antwort. Moderiert von Schulleiter Rainer Wetzler gab Hagel einen Einblick in die Arbeit eines Abgeordneten. Schon in seiner Jugend sei er politisch aktiv gewesen, stellte sich Hagel, ausgebildeter Bankbetriebswirt und mit gerade einmal 29 Jahren der jüngste Landtagsabgeordnete seiner Partei, den Schülern vor.
Wie denn der Alltag eines Landtagsabgeordneten aussehe, wollten Schüler gleich zu Beginn der Diskussion wissen. Hagel ging zunächst auf seine Arbeit als Mitglied der Ausschüsse „Ländlicher Raum und Verbraucherschutz“ sowie „Inneres, Digitalisierung und Migration“ ein, bevor er den Jugendlichen die Tätigkeit im Wahlkreis erklärte. „Da hat man schon eine 70 bis 80 Stundenwoche und muss sein Privatleben schon sehr gut einplanen“, erklärte der Landtagsabgeordnete.
Bald schon stellten Schüler Fragen zum Thema Flüchtlinge und Asylpolitik. Ausführlich zeigte Hagel die verschiedenen Fluchtursachen auf, sparte allerdings den Anteil westlicher Staaten an Kriegen und Bürgerkriegen in den Ursprungsländern aus. Konkret ging er auf so genannte Wirtschaftsflüchtlinge ein und stellte einen ursächlichen Zusammenhang her zwischen den Flüchtlingsströmen und der Globalisierung und Digitalisierung. Die Bilder des Wohlstandes in Europa würden so bis nach Afrika transportiert und weckten Begehrlichkeiten. „Das wollen die Menschen vor Ort auch“, sagte der CDU-Politiker. Allerdings müsse den Menschen langfristig eine Perspektive vor Ort gegeben werden. Hagel setzt hierzu auf ein Fachkräftezuwanderungsgesetz. Gleichzeitig verteidigte er Abschiebungen als notwendig. Diese müssten jedoch konsequenter und rascher umgesetzt werden, als es derzeit der Fall sei, kritisierte Hagel. Man müsse die Regeln für Wirtschaftsflüchtlinge im Asylgesetz neu formulieren. Indirekte Kritik übte Hagel an der Politik der schwarz-roten Regierung, wenn er bemängelte, Deutschland habe 2015 keine Verteilung der Flüchtlinge gewollt, 2017 schon. Man dürfe sich deshalb nicht wundern, wenn es in Europa dafür jetzt keine Mehrheiten mehr gebe. Zur AfD befragt, äußerte er, diese arbeite mit den Methoden „Aggression und Empörung”, 80 Prozent von deren Wählern seien Protestwähler.
Ein weiteres Thema in der Diskussionsrunde war die Frage nach einer Endlagerstätte für Atommüll. Hagel verwies dazu darauf, dass zunächst einmal Einigkeit in der Frage erzielt werden müsse, nach welchen Prinzipien diese gesucht werden solle: nach dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit oder nach dem Verursacherprinzip? Grundsätzlich trete er für dezentrale und nachhaltige Energie ein, betonte der Jungpolitiker, die Kernfusion habe keine Zukunft.
Zum Schluss ging es dann noch um ein schulisches Thema: Schulleiter Wetzler bemängelte, dass infolge von G8 extrem junge Schüler die Schulen verließen und an die Universitäten kämen, bevor sie dafür reif seien. Hagel verwies auf die Wahlfreiheit zwischen G8 und G9. Als Dr. Wetzler den Wunsch äußerte, in Urspring G8 und G9 parallel anbieten zu können, fragte Hagel die Schüler nach ihrer Meinung. Schüler, die sich meldeten, fanden G8 mehrheitlich in Ordnung, wenn auch „stressig”. Hagel sagte, dies sei auch seine Erfahrung: Während die Eltern die Rückkehr zu G9 wollten, seien die Schüler mit G8 nicht unzufrieden, die Urspringschüler spiegelten dieses Bild wider. Bei einer anschließenden Probeabstimmung stimmte dann aber doch eine kleine Mehrheit für G9. Anlass für den CDU-Landtagsabgeordneten nachzubessern: Die Bildungspolitiker der CDU, so sagte er, seien tendenziell auf dem Weg, eine Wahlmöglichkeit zwischen G8 und G9 zu befürworten, „zumindest in Gedanken”, schwächte er seine Aussage dann aber ab.
Text: Alexander Bahar unter Mitarbeit von Max Bezold (Kl. 12)
Fotos: Haroui Li (Kl. 10a)