Warum es wichtig ist, optimistisch in die Zukunft zu gehen. Ein Meinungsbeitrag
Ein weiteres Jahr ist vorüber, wir sind alle ein weiteres Jahr älter und hoffentlich auch ein Stück weit weiser geworden. Betrachtet man 2016 in der Rückschau, so war dieses vergangene Jahr geprägt von Unsicherheit, Stimmungmache, unangenehmen Überraschungen und − leider − auch von viel menschlichem Leid.
Große Künstler verabschiedeten sich zuhauf ins Jenseits; der Sensenmann − so hatte es den Anschein − machte zum Jahresende nochmals Überstunden, doch in all der Trauer ob der verstorbenen Berühmtheiten gingen jene unter, derer man sich eher selten erinnert: Millionen Menschen wurden auch 2016 aus ihrer Heimat vertrieben und Zehntausende starben auf ihrem Weg in scheinbar sicherere Gefilde einen grausamen − mitunter nassen – Tod!
Die Demokratie ist weltweit in vielen Staaten auf dem Rückzug, die Lage von Journalisten und religiösen Gruppen hat sich je nach Staat extrem verschlechtert. Pressefreiheit und Religionsfreiheit stehen in der Kritik − nicht nur in den sogenannten Schurkenstaaten − auch in Deutschland sind diese hohen Güter in Gefahr!
Die gefühlte Realität überlagert die Wirklichkeit, was der Präsidentschaftswahlkampf in den USA und der Wahlsieg Donald Trumps eindrucksvoll gezeigt hat. Die Scharfmacher wetzen die Messer und nutzen die zunehmend kritische Grundstimmung in der Bevölkerung. „Eliten” werden angegangen, das Vertrauen in den Staat, die Politiker, Parteien und Medien schwindet, während sich die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnet.
Realität ist niemals objektiv − jeder Mensch lebt in seiner eigenen Wirklichkeit. Dies wäre nicht weiter tragisch, sofern der gesellschaftliche Diskurs, das offene Ohr und das Eingehen auf das Gegenüber funktionieren würden. Leider verlieren immer mehr Menschen die Fähigkeit, vielleicht auch die Bereitschaft, abweichende Meinungen zu akzeptieren. In „postfaktischen” Zeiten, in denen die Wahrheit nicht so wichtig ist wie die gefühlte Realität, in Zeiten, in denen Fake News blühen und die Menschen in ihren durch soziale Netzwerke (on- wie offline) geschaffenen Filterblasen vor sich hin vegetieren, statt mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, geht die Mitmenschlichkeit ein Stück weit verloren.
Die Probleme unserer Zeit sind hochkomplex und nicht jeder ist mehr imstande (sei es aus Verständnis- oder Zeitgründen), eine Materie vollumfänglich zu überblicken und das Dickicht aus Wahrheiten, Halbwahrheiten und Lügengebilden zu durchdringen. Ferner sehnt sich der menschliche Geist nach einfachen Lösungen für komplexe Probleme, auch wenn dadurch manche Dinge zu kurz kommen. Verallgemeinerungen sind leichter bei der Hand als differenzierte Betrachtungen einer Thematik.
Auch 2017 werden die Krisenherde dieser Welt aller Voraussicht nach nicht weniger werden; Syrien und der Irak bleiben Brennpunkte, Israel könnte wieder verstärkt auf die Tagesordnung kommen − es liegt an uns allen, wie wir mit den absehbaren wie nicht absehbaren Ereignissen umgehen.
Vorschnelle Verurteilungen, die durch die sofortige Verfügbarkeit von Information im Internetzeitalter und dem damit einhergehenden Zwang zur schnellen Berichterstattung und Einordnung von Geschehnissen einhergehen, sollte man mit Vorsicht genießen. Lieber über einen Tweet zweimal nachdenken, als unnötig einen Shitstorm auslösen, heißt die Devise!
Freiheiten, die wir als selbstverständlich ansehen, sind es in anderen Staaten nicht. In Deutschland kann jeder seine Meinung ungehindert kundtun − egal wie wertvoll und werthaltig diese auch sein mag. Kritisiert man in anderen Staaten die Regierung oder stellt die falschen Fragen, sieht man unter Umständen das Tageslicht so schnell nicht wieder. Internetzensur ist dort an der Tagesordnung; manchmal wäre das vielleicht auch bei uns angebracht, bei dem ganzen „Müll”, den manche Mitmenschen dort verzapfen. Im Grunde genommen ein trauriger wie erschreckender Gedanke.
Verzerrte Realitäten sind überall zu finden, es darf nur nicht dazu kommen, dass darunter die Wirklichkeit leidet!
Im Februar steht die Wahl des Bundespräsidenten an; der Entscheid ist in etwa so spannend wie Gras beim Wachsen zuzusehen. Es bleibt zu hoffen, dass wenigstens die Bundestagswahl im kommenden Herbst eine echte Entscheidung ermöglicht und die Parteien nicht nur geeignete Kandidaten ins Rennen schicken, sondern auch fähig sind, sich voneinander abzugrenzen und somit echte Alternativen anzubieten. Programmatischer Einheitsbrei macht es jenen Parteien leichter, die sich davon krass abheben. Dem Volk wird dadurch Desinteresse signalisiert und es tendiert dazu, dies abzustrafen und aus Protest radikaleren Parteien seine Stimme zu geben.
Daher ein Rat an alle Politiker: Um Protestwähler gar nicht erst zu solchen werden zu lassen, lohnt es sich, sich auf den eigenen Hosenboden zu setzen und ein attraktives Programm zu ersinnen, das Deutschland zukunftsfähig macht und dabei alle gesellschaftlichen Gruppen gleichermaßen im Blick hat, statt einseitig Klientelpolitik zu betreiben − denn damit lassen sich Wahlen nicht gewinnen. Populisten nimmt man am besten den Wind aus den Segeln, indem man klar Position bezieht und Sachverhalte verständlich erklärt.
Doch genug der mahnenden Worte, es bleibt schließlich noch die Frage zu klären, weshalb Optimismus wichtig ist.
Ein optimistischer Blick in die Zukunft, im Gegensatz zum ewigen Pessimusmus mancher Mitmenschen, lässt einen beschwingter durchs Leben gehen. Es ist klar, dass ein Einzelner nicht alle Probleme der Welt lösen kann und auch der Einfluss, den man hat, ist zumeist begrenzt. Doch ist dies kein Grund, sich unter einen Stein zu verkriechen und passiv auf den Weltuntergang zu warten.
Ein jeder ist eingebettet in ein soziales Umfeld, das er im positiven Sinne beeinflussen kann − durch eigenes Handeln. Es bringt nichts, die Initiative immer den anderen zu überlassen − selbst ist der Mann! (Oder die Frau!) Frei nach dem Reiz-Reaktions-Schema gilt: wer gibt, bekommt auch etwas zurück. Wer nichts gibt, wird irgendwann auch nichts mehr bekommen.
Statt hinter jeder Biegung eine lauernde Bedrohung zu vermuten, reicht es sich klarzumachen, dass jeder Abzweig eine ganze Reihe neuer Möglichkeiten offenbaren kann. Manchmal ist das Glück zum Greifen nahe, doch man sieht es vor lauter Sorgen nicht. Nicht jeder Mensch hat Gutes im Sinn, ganz klar, und nicht überall ist es so sicher und friedlich wie in unserer ländlichen Idylle; doch leben wir nicht in einem Land, in dem schon Kinder in Jugendgangs morden und rauben und wir uns allenthalben vor Raketeneinschlägen und Selbstmordbombern ängstigen müssen.
Tue Gutes im Kleinen, schenke jemandem ein Lächeln, engagiere dich für deine Mitmenschen − und die Welt wird insgesamt ein bisschen besser werden. Je mehr Menschen hierbei mitmachen, desto eher lassen sich Probleme lösen und vielleicht auch globale Problemstellungen besser angehen − weil die Welt im Kleinen in Ordnung zu bringen Ressourcen und Energien freimacht, die im Großen sinnvoll eingesetzt werden können.
Mit Lächeln Frieden schaffen statt mit Waffen, den Klimawandel durch eine bewusstere Nutzung von Energie in Zaum halten und − für die Volljährigen unter uns − verantwortungsvoll mit dem eigenen Wahlrecht umgehen zum Wohle aller; es sind die kleinen Dinge, die große Veränderungen mit sich bringen können!
In diesem Sinne: immer optimistisch bleiben und erhobenen Hauptes nach vorne sehen!
Mit den besten Wünschen für’s neue Jahr, stellvertretend für die gesamte Redaktion,
Oliver Jung
vielen Dank für diese Zeilen
happy 2017
micha