In der letzten Projektwoche des Schuljahrs 2015/16 entschieden sich zwölf Schülerinnen und Schüler für das Projekt „Begegnung mit jugendlichen Migranten“. Allerdings wurden diesem Projekt noch acht weitere Schüler zugeteilt, da verschiedene andere Projekte wegen zu geringem Schülerinterese nicht stattfinden konnten.
Insgesamt warteten am Montag also ca. 20 Schüler aus den Klassen 6-11 zusammen mit Frau Hebestreit, Frau Schaller-Hieber, Herrn Fischer und Frau Schläger auf das Eintreffen der zehn jugendlichen Migranten aus dem Raum Ehingen. Im ersten Moment wirkten die Flüchtlinge eher zurückhaltend und schüchtern. Nach den ersten Kennenlernspielen, die Frau Schläger vorbereitet hatte, legte sich das aber sehr schnell, und sie wirkten aufgeschlossen und interessiert an uns und unserem Projekt. In kleinen Gruppen führten wir die Jugendlichen anschließend durch Urspring und zeigten ihnen alles Wichtige und Sehenswerte.
Beim Frühstück ergaben sich die ersten Gespräche und wir erfuhren nach und nach immer mehr von ihnen. Danach stellten sich die Migranten noch einmal ausführlich vor und erzählten uns, woher sie ursprünglich kommen und wo sie aktuell wohnten. Es stellte sich heraus, dass sie aus Syrien, Afghanistan und dem Irak stammen und erst seit drei bis neun Monaten in Deutschland lebten. Alle waren mit ihren Familien geflüchtet, abgesehen von einem 16-jährigen Jungen, der sich allein auf den Weg hatte machen müssen.
Während unseres Projekts lebten sie in Flüchtlingsunterkünften in Altheim, Munderkingen und Granheim und besuchten in der Kaufmännischen Schule Ehingen eine Vorbereitungsklasse, in der sie zum Beispiel das deutsche Schulsystem kennenlernten und in Deutsch unterrichtet wurden. Unter anderem unterrichtete sie dort auch unsere Deutschlehren Frau Schläger, die das Projekt dadurch erst so richtig ins Rollen brachte. Die ausländischen Schüler waren zwischen sechzehn und 19 Jahre alt und damit etwas älter als die meisten von uns.
Bevor es zum Mittagessen ging, durften alle, die Lust dazu hatten, eine Runde reiten gehen. Die ausländischen Schüler saßen abwechselnd auf den Pferden und hatten sichtlich Spaß bei unserer kleinen Tour um die Dreikönigsmühle. Das merkte man schon daran, dass sie sehr viele Fotos und Selfies gemacht haben und dauernd die Pferde streicheln wollten. Am Anfang hatten sie zwar etwas Angst vor den größeren Tieren, doch die war schnell überwunden. Die Pferde wurden von deutschen Schülerinnen geführt und Reitpädagogin Raffaela Kreiser war selbstverständlich als Begleitung dabei. Nach dem leckeren Mittagessen führte Herr Fischer, Pfarrer und Sportlehrer in Urspring, die ganze Gruppe auf einem kleinen Rundgang durch unsere Kirche, bevor wir uns alle gemeinsam ins Blue Chilli setzten, um das ein oder andere Eis zu essen. Während dessen konnten wir uns mit unseren Gästen immer besser unterhalten. In Anbetracht dessen, dass sie erst drei Monate hier in die Schule gingen, sprachen sie vergleichsweise gut Deutsch. Kompliziertere Fragen und Antworten konnten von Roaba (Klasse 11) übersetzt werden, der fließend Arabisch spricht, was uns teilweise sehr zu gute kam. Bevor die Migranten abgeholt wurden, spielten sie mit ein paar Jungs aus unserem Projekt noch eine Runde Fußball, denn darauf hatten sie sich schon den ganzen Tag gefreut.
Am Dienstag und Mittwoch konnte die Kaufmännische Schule die Schülerinnen und Schüle der Vorbereitungsklasse leider nicht vom Unterricht befreien, und so hatten wir an diesen Tagen genügend Zeit für eigene Recherchen. Wir recherchierten über die Kultur, Geschichte, Politik, Geographie, Wirtschaft und Traditionen der einzelnen Heimatländer Syrien, Afghanistan und Irak. Dazu erstellten wir viele Plakate mit den gefundenen Informationen, die wir am Donnerstag den Flüchtlingen vorstellten und beim Sommerfest am darauffolgenden Wochenende präsentierten. Zusätzlich unterstützte uns unser Geschichtelehrer Herr Dr. Bahar, indem er uns mit Informationen über die Geschichte und die von Krieg und Bürgerkrieg geprägte Lage in den Herkunftsländern der Flüchtlinge versorgte. Frau Schaller-Hieber zeigte uns noch eine aufschlussreiche Dokumentation darüber, wie die Flüchtlinge ihrer erste Zeit in Deutschland verbracht haben. Das zu sehen war für uns sehr schockierend, und wir waren uns einig, dass man so niemanden behandeln sollte, der gerade eine mehrtägige oder sogar -wöchige Reise hinter sich gebracht hat, die zudem nicht gerade ungefährlich war. Am Ende des Tages schauten wir jeweils die Hälfte eines Films, in dem es um das Problem der Anpassung in fremden Kulturen ging. Am Montag hatten wir nämlich z.B. feststellen können, dass es für die ausländischen Jungs ziemlich befremdlich war, dass uns das Essen unter anderem von zwei Meter großen Basketballern serviert wurde.
Am Donnerstag hatten wir ein zweites Mal Gelegenheit, uns ausführlich mit den Flüchtlingen zu unterhalten. Zunächst stellten wir ihnen unsere Plakate mit den Informationen vor, die wir in den vergangenen Tagen über die drei Länder gesammelt hatten. Erstaunlicherweise konnten die Flüchtlinge nicht alle Angaben von Wikipedia und Co. bestätigen. Die Migranten konnten uns bei der Korrektur unserer Plakate gut helfen uns wussten erstaunlich gut über die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage in ihrem Land Bescheid. Nach dem Frühstück gingen wir direkt in die Halle, wo alle unter der Leitung von Herrn Fischer gemeinsam eine Runde Fußball spielten. Herr Bahar hatte den Besuch einer Reporterin der Schwäbischen Zeitung organisiert, die nach dem Fußballspiel einige Bilder machte und sich mit einigen Schülern, sowohl Urspringschülern als auch Schülern der Kaufmännischen Schule Ehingen, über die Projektwoche unterhielt.
Anschließend kam noch Frau Renaud zu uns in die Sporthalle, um mit uns verschiedene Kreistänze einzustudieren. Wir waren alle ziemlich erstaunt, dass die Flüchtlinge auch in dieser Situation total offen waren und sogar einige der Jungs ganz gut tanzen konnten. Als letzter Programmpunkt an diesem Tag wollten wir die Musik, die wir gerne hören, mit der Lieblingsmusik der ausländischen Schüler vergleichen. Und dann war leider auch dieser Tag schon vorbei. Nachdem wir untereinander Handynummern ausgetauscht hatten, verabschiedeten wir uns voneinander.
Am Freitag bereiteten wir dann alles für unsere kleine Ausstellung am Wochenende vor, indem wir alle Plakate aufhängten und verschiedene Bilder ausdruckten. Überraschenderweise kamen alle zehn Flüchtlinge am Samstag zum Sommerfest und wir hatten viel Spaß zusammen. Auch die Vorstellung unseres Projekts im GTZ 3 wurde gut besucht.
Als Fazit bleibt zu sagen, dass alle aus unserem Projekt viel Freude an der ganzen Sache hatten, auch diejenigen, die eigentlich gegen ihren Willen in diesem Projekt gelandet waren. Wir haben viel über andere Länder und Kulturen gelernt und viel Neues erfahren. Wir sollten weniger Vorurteile haben, denn nur weil es unter den Millionen Migranten in Deutschland auch schwarze Schafe gibt, sollte nicht gleich die ganze Herde abgestoßen werden.
Julika Ruoff (Kl. 9a)
Fotos: M. Schwarzmann / A. Bahar