Mentorat Gärtnerhaus macht rüber … in den Osten
Über das lange Maiwochenende begab sich auch das Mentorat Gärtnerhaus auf große Fahrt – gen Sachsen sollt‘ es gehen, um Elbflorenz zu sehen.
Im Vorfeld der Fahrt gab es so manche besorgte Bemerkung, dass es in Sachsen doch gefährlich sei und man sich vorsehen solle, mit wem man sich einlasse … es könnte schließlich ein Anhänger von PEGIDA sein. Nun treffen sich die Anhänger dieser Bewegung immer nur Montags zu ihren „Montagsdemonstrationen“, sodass wir kaum Gefahr liefen, in eine solche hineinzugeraten.
Die Anreise von rund fünf Stunden entzerrten wir durch mehrere Stopps auf der Strecke. So wurde zuerst für das leibliche Wohl gesorgt und der lokale Aldi angesteuert. Gut präpariert machten wir uns sodann auf den Weg nach Nördlingen, der Stadt, die in einem Meteoritenkrater erbaut wurde und deren Stadtmauern die Stadt kreisrund umschließen. In Nördlingen begaben wir uns auf Rundkurs und erkundeten die Stadt ausgehend von der Ringmauer mit einem Abstecher ins Stadtmuseum, welches sich in einem der Wehrtürme der Mauer befindet.
Im Anschluss ging es weiter, die alte Reichsparteitagsstadt Nürnberg zu erkunden. Bei einem Rundgang durch die Nürnberger Altstadt ließ sich der ein oder Einblick in die Historie der Stadt nehmen. Auf der Burg angekommen, bot sich uns ein herrlicher Panoramablick, der bis zum ehemaligen Parteitagsgelände und den Monumentalbauten Albert Speers reichte.
Hernach machten wir uns auf, die letzte Teilstrecke nach Dresden zu meistern und kamen am späten Abend schließlich in der Jugendherberge Dresden an. Hungrig wie wir waren, begaben wir uns nach kurzem Entladen in die fußläufig zu erreichende Altstadt, ein spätes Abendessen einzunehmen.
An Christi Himmelfahrt fuhren wir alsdann nicht gen Himmel, begaben uns jedoch in schwindelerregende Höhen: die Ausläufer des Elbsandsteingebirges waren unser Ziel.
Entlang der Elbe ging es zunächst in das beschauliche Städtchen Pirna, wo wir nach einem Rundgang durch die Altstadt beschlossen, den Schlossberg zu erklimmen, um uns das über dem Ort thronende Schloss Sonnenstein anzuschauen, in welchem heute das Landratsamt untergebracht ist. Dabei stießen wir auf die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, welche an eine Tötungsanstalt der Nationalsozialisten erinnert. Auf dem Sonnenstein gab es zu Zeiten des Dritten Reichs eine Nervenheilanstalt, in welche die Nazis im Rahmen der Rassenreinhaltung Menschen mit psychischen Auffälligkeiten zwangsverbrachten. Als dann der Beschluss seitens des Regimes gefasst wurde, das „defekte“ Genmaterial unschädlich zu machen, wurden die Patienten nicht nur kastriert, um „unreinen“ Nachwuchs zu verhindern, sondern im Zuge der sogenannten Euthanasierung nach und nach von den betreuenden Ärzten getötet und vor Ort in den im Keller befindlichen Krematorien verbrannt. Die Asche wurde im Anschluss einfach den Berg hinunter gekippt.
Nach diesem beklemmenden Einblick in die Geschichte stießen wir weiter in das Elbsandsteingebirge vor, um die Bastei zu erklimmen. Die Bastei ist eine Felsformation am Ufer der Elbe, welche über eine steinerne Brücke, die Basteibrücke, zugänglich ist. Vom Parkplatz in bester Windows XP – Lage wanderten wir durch den sächsischen Wald, welcher sich nach einiger Zeit öffnete und steilen Felsklippen und Felsnadeln Platz machte. Von der Bastei aus genossen wir den Ausblick über das Elbtal und sahen von der Brücke aus in die Tiefe hinunter. Ein Teil unserer Truppe erkundete sodann noch die Überreste der Festung, welche sich einmal auf der Bastei befunden hat, während so mancher weiter mutig seiner Höhenangst standhielt.
Nach einem erlebnisreichen Tag begaben wir uns auf die Suche nach einem dem Hunger adäquaten Restaurant und fanden uns schließlich in einem griechischen Restaurant wieder, welches in einer ehemaligen Bäckerei untergebracht war. Die Treppe zum 1. Stock wand sich um den Schornstein herum nach oben. Die weitere Gestaltung des Abends erging sich in der Auskundschaftung des Dresdener Nachtlebens in der Altstadt.
Am dritten Tag unserer Reise war es dann soweit: wir sahen Dresden bei Tag! 😀 Von der Jugendherberge aus spazierten wir den bereits bekannten Weg in Richtung Altstadt entlang, wurden am Platz vor dem Schauspielhaus von einem Aktionstag zum Thema Elektromobilität aufgehalten (Jungs und Autos halt) und begannen unsere Tour sodann am Zwinger, einer Palast- und Gartenanlage, welche vom Architekten Matthäus Daniel Pöppelmann im Rokokostil erbaut wurde. Danach ging es über die Semper-Oper und die Uferpromenade zum Anleger der Sächsischen (Dampf-)Schifffahrt, wo wir nach längerem Kampf doch noch Tickets für die sogenannte Stadtfahrt zu Wasser ergattern konnten. Die 90minütige Schifffahrt auf der Elbe ging elbaufwärts, vorbei an Elbauen und Schlössern bis zum Blauen Wunder (der einzigen Brücke, die in der Region Dresden den 2. Weltkrieg unbeschadet überstanden hat), wo das Schiff wendete und zurück nach Dresden fuhr. Es folgte ein schmackhaftes Mittagessen mit Blick auf die Frauenkirche, wonach wir unsere Erkundung der Altstadt fortsetzten und uns am Nachmittag für ein Stündchen im Schatten der Bäume auf den Elbterrassen entspannten. Am Abend ging es erneut in die Altstadt, den Tag ausklingen zu lassen.
Der Samstag stand dann unter dem Motto „Ein jeder mache, was er will.“ und gewährte die Möglichkeit, Dresden auf eigene Faust unsicher zu machen. Neben erneutem Sightseeing und der großen Shoppingtour wurde auch das Militärhistorische Museum besucht, welches architektonisch ein besonderes Erlebnis bietet. Zum Abschluss unseres Aufenthalts in Dresden ging es nochmals gemeinsam zum Abendessen mit anschließendem Absacker in die Altstadt, bevor wir uns am Sonntag auf die Rückfahrt nach Urspring machen mussten.
Begleitet von großartigem Wetter mit fast schon sommerlichen Temperaturen (ja, wir haben sogar noch Sonnencreme und After Sun Lotion kaufen müssen) haben wir ein paar wunderbare Tage in der sächsischen Landeshauptstadt verbracht, ganz ohne negative Erlebnisse, vor denen es aktuell viele Reisende ängstigt, und können allen Interessierten nur empfehlen, sich ebenfalls von Architektur, Kultur & Kulinarik zu überzeugen. Und keine Angst, die meisten Leute in Sachsen sprechen auch Deutsch … einzig unser Rezeptionist wusste sich gewandt in der sächsischen Mundart auszudrücken. 😀