Am Tag nach der Vorstellung von drei Kandidaten für die Schelklinger Bürgermeisterwahl im Ganztageszentrum (GTZ) der Urspringschule waren sich die Mitglieder der Redaktionskonferenz des Urspringblogs einig: Da wurde viel „gelabert“ und zu wenig Klartext geredet. Die Schülerinnen und Schüler des Urspringblogs hatten die Bürgermeisterkandidaten zuvor in einem offenen Brief (wir berichteten) aufgefordert, sich im Falle ihrer Wahl für eine schnellere Internetverbindung nach Urspring einzusetzen.
Auf Einladung der Urspringschule erläuterten Jörg Mayer, Ulrich Ruckh und Jürgen Haas im GTZ vor rund 50 Zuhörern (leider hatten es die meisten Urspring-Schüler vorgezogen, der Veranstaltung zugunsten ihrer Lernstunde fernzubleiben) ihr jeweiliges Programm. Kevin Wiest, von Beruf Zollbeamter, konnte aus dienstlichen Gründen nicht persönlich anwesend sein und wandte sich stattdessen mit einer kurzen, zum Teil in Englisch gehaltenen, Videobotschaft an die Anwesenden. Auch der Kandidat der Nein-Partei war nicht erschienen, hatte aber wie auch die anderen Kandidaten auf den offenen Brief der Schüler geantwortet und darin seine Nein-Position gerechtfertigt.
Schulleiter Dr. Rainer Wetzler moderierte die Gesprächsrunde und griff bereits in seiner Einführung das Thema auf, das die Schülerinnen und Schüler der Urspringschule wohl am meisten umtreibt: die schlechte Internet-Anbindung der Urspringschule, das sei für die Schule ein ausgesprochenes Standortproblem.
Positiv festzuhalten ist zunächst einmal, dass alle Kandidaten zusagten, sich im Falle ihrer Wahl für eine bessere Anbindung der Urspringschule ans Internet stark zu machen. Wie so oft in der Politik ließen alle Kandidaten ihrem prinzpiellen „Ja“ allerdings ein „Aber“ folgen. Mayer versprach, im Fall seiner Wahl zu prüfen, ob ein Kabel oder eine Richtfunkantenne möglich seien. Zur Finanzierung des Projekts müsse freilich auch der Landrat in die Pflicht genommen und auch Landesmittel müssten abgerufen werden. Die Urspringschule müsse aber auch eigenes Geld in die Hand nehmen. Zudem solle man nach Sponsoren Ausschau halten ‒ so das Credo des Lehrers aus Blaustein.
Ulrich Ruckh, Stadtkämmerer in Schelklingen und von CDU und Freien Wählern unterstützt, gab zu, dass das langsame Internet „für Sie und für uns ein Standortproblem“ sei. Mehr als „ernsthafte Verhandlungen mit der Telekom“ könne er freilich nicht anbieten. Sollten diese erfolgreich sein, rechne er mit einem Zeitraum von „zwei Jahren plus“. Außer Schule und Stadt zahlten alles selbst. „Aber das übersteigt Ihre und unsere Möglichkeiten“, befand Ruckh. Jürgen Haas, Schulleiter und stellvertretender Bürgermeister in Schelklingen, verwies wie Ruckh auf die Mitgliedschaft Schelklingens im Verbund „Komm.Pakt.net“. Mit vielen Gemeinden aus dem Alb-Donau-Kreis im Rücken habe man eine bessere Verhandlungsposition: „Wir können als Einheit auftreten und bessere Bedingungen heraushandeln“, so Haas, der sich für direkte Gespräche mit Heiner Scheffold von „Komm.Pakt.net“ aussprach. Nach einem konkreten Zeitrahmen befragt, wollte sich Haas jedoch nicht festlegen: „Da lehne ich mich nicht aus dem Fenster oder gar in den U-Topf“, verkündete der SPD-Mann schmunzelnd.
Schon in seiner Antwort-Mail auf den offenen Brief des Urspringblogs hatte auch der an diesem Abend nicht anwesende Kevin Wiest versprochen, „als neuer Bürgermeister“ werde er sich „natürlich dafür einsetzen, dass sowohl im Privatbereich als auch im schulischen Alltag [der Urspringschule] das Internet in einer vernünftigen Geschwindigkeit genutzt werden kann.“
Auch bei dem von Schulleiter Dr. Wetzler angesprochenen Problem einer fehlenden Buswendeplatte in Urspring („Busse dürfen nicht rückwärts fahren“), sagten alle an diesem Abend anwesenden Bürgermeisterkandidaten zu, mögliche Lösungen prüfen zu wollen. Ruckh verwies auf die alternative Möglichkeit, einen bereits vorhandenen Feldweg auszubauen und den Bus über eine Schleife durch Urspring zu leiten.
Wie würden die Kandidaten reagieren, sollten Jugendliche im Rathaus vorsprechen und sich um ein Jugendhaus bemühen? wollte Rainer Wetzler wissen. Auch bei diesem Thema herrschte Einigkeit. Alle Kandidaten erklärten, sie würden das begrüßen und den Jugendlichen zuhören – seitens der Jugendlichen sei aber auch Eigeninitiative gefragt sowie die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Jörg Mayer brachte außerdem die Idee eines Jugendparlaments ins Spiel, in dem Vertreter aus Schulen und Vereinen gemeinsam ihre Vorstellungen entwickeln könnten.
Auf Mängel bei den Zug- und Busverbindungen von und nach Schelklingen/Urspring angesprochen, verwiesen die Kandidaten unisono auf regionale S-Bahn-Pläne als möglichen Ausweg.
Weit über das Lokale hinaus ging die Frage, wie mit den Flüchtlingen in Schelklingen umzugehen sei. Mayer machte den Vorschlag, einen Organisationsstab einzurichten, der die Hilfe koordiniert. So kenne er das von der Feuerwehr. Eine Obergrenze für die Zahl der Flüchtlinge gebe es nicht, das liege nicht im Ermessen der Stadt, sagte Ruckh, der sich dafür aussprach, die Menschen möglichst dezentral in privaten Unterkünften unterzubringen. Sollten die vorhandenen Kapaziäten nicht mehr ausreichen, müsse gebaut werden. Unterbringungsmöglichkeiten müssten gesucht werden, sagte auch Haas. Wie auch die anderen Kandidaten betonte er die Bedeutung der ehrenamtlichen Helfer. Dabei sei es müßig, über mögliche Fehler der großen Politik zu lamentieren.
Bei der Frage, wie Gewerbe in Schelklingen anzusiedeln sei, gingen die Antworten der Kandidaten ein wenig auseinander: Während Jörg Mayer für ein Gründerzentrum zur Förderung von Gewerbe-Neugründungen plädierte, verwies Ulrich Ruckh auf das Munitionsdepot in Ingstetten als mögliche Gewerbefläche und sprach sich dafür aus, kleinere Einheiten auch innerorts ansiedeln, um den Flächenverbrauch zu minimieren und den Ortskern zu beleben. Demgegenüber verlieh Jürgen Haas, der mit Kritik am noch amtierenden Bürgermeister nicht sparte, seiner Hoffnung Ausdruck, dass es gelingen könne, durch eine Zunahme des Tourismus in der Stadt Investionsanreize für bestehende Gewerbebetriebe zu schaffen.