Man könnte fast schon meinen, eine Tradition sei begründet worden: Der nächste Science Slam im Roxy stand an und die bereits slam-erfahrenen Urspringer meldeten sich wieder an, am 12. Mai bestens unterhalten zu werden.
Diesmal ohne spezielles Überthema, aber mit nur einer Moderatorin – ihr Partner hatte schlichtweg vergessen, zu kommen – verbrachten die Urspringer Liz, Matea, Heinz-Wilhelm, Carlo G., Benno, Niklas und Nick mit Herr Jung einen vergnüglichen Abend im Roxy und gewannen erneut den fast schon obligatorischen Getränkegutschein durch Beantwortung einer Publikumsfrage.
Die Slamer des Abends kamen aus ganz unterschiedlichen Fachgebieten und es war auch keine Frauenquote nötig, die Damen auf die Bühne zu locken – bei einem Verhältnis von 2:1 (m:w) ließen sich die Slamerinnen nicht unterbuttern.
Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung der dargebotenen Themen:
Startnummer Eins ging an Lukas Bernfried Bruns, einen Wirtschaftspsychologen und Angstforscher, der zum Thema „There are more scary things inside than outside“ an den Start ging. Unter anderem fand er heraus, dass es (leider) keine Angst (= Phobie) vor Süßigkeiten oder Langeweile gibt, aber auch, dass Männer in Ländern wie China oder Indonesien sich vor „Koro“ fürchten, dem Schrumpfpenis, der sich ganz in den Unterleib zurückziehen kann. Irgendwie nachvollziehbar.
Slamer Nummer Zwei war Yvonne Ritze, eine Neurobiologin, die zum Thema „Übergewicht überlebt“ sprach. Dabei beantwortete sie die Frage, warum man dick wird. Wisst ihr es? Nun, zum einen liegt es an den Darmbakterien, die man in sich trägt, zum anderen spielen auch das Hirn (–> der Wille) und die Gene eine Rolle. Die gute Nachricht für alle BMI-Geplagten: eine langfristige Reduktion lässt sich erreichen, indem man ausreichend schläft (mindestens 8 Stunden), indem man sich Bewegung verschafft (und das kann auch schon die Treppe statt des Aufzugs sein), vermehrt Obst und Gemüse konsumiert und – ganz wichtig – eine positive Einstellung an den Tag legt.
Der dritte Redner des Abends war Matthias Warkus, ein studierter Philosoph. Er brachte uns das Nichts näher – mittels seines Vortrags „Löcher – man steckt halt nicht drin“. Seine Ausführungen begann Matthias Warkus mit der (anhand harter, valider Kriterien geprüften) Aussage, dass es Löcher eigentlich gar nicht gibt. Das, was man als Loch bezeichnet, müsste vielmehr eine Lochhülle sein. Doch wie dick wäre diese dann? Da uns diese Feststellung nicht weiter bringt, dachten wir über den Nutzen von Löchern nach. „Löcher bestehen nicht, aber sie bewirken etwas“, so Warkus, Der Rückschluss, der sich daraus ergibt ist unter Umständen ein bisschen verstörend: Gilt das dann nicht auch für alles andere? Woraus besteht dann die Welt? Warkus gibt darauf folgende Antwort: Existenz ist etwas, das zwischen den beiden Polen Realität und Wirklichkeit hin und her schwingt. Doch aufgepasst: Wo liegt hier eigentlich der Unterschied?
Rednerin Nummer 4 war Janina Otto, ihres Zeichens Humanbiologin. Ihr Vortrag „Im Schweiße deines Angesichts – Läuft bei dir!“ handelte, wie man sich denken kann, von Schweiß. Der Zuhörer lernte, dass es zwei Arten von Schwitzen gibt: thermisches und emotionales Schwitzen. Ersteres dienst der Kühlung des Körpers, letzteres der nonverbalen Kommunikation. Da Schweiß bei vielen Menschen eher unbeliebt ist und dieser mit Deo bekämpft wird, gab Otto sodann einen Einblick in die Zusammensetzung von Deodorants. Die meisten Deos bestehen aus Duft, Antitranspirant und einem Antimikrobial – kaufentscheidend ist leider nur der Duft. Die chemische Keule sei allerdings nur 2. Wahl – wesentlich effektiver gegen Schweiß seien Wasser und Seife. Ein Fun-Fact am Rande: Wer weniger Fleisch konsumiert, verbessert seinen Körpergeruch.
Als fünfter Slamer trat Henry S. Grant auf, ein Autor, der nur unter seinem Pseudonym bekannt sein möchte. Sein Thema: „Mehr Toleranz für Fructoseintoleranz“. Grant stellte in seinem Vortrag anschaulich dar, dass für den Fructoseabbau im Körper bestimmte Enzyme verantwortlich sind, die bei manchen Menschen in geringerer Anzahl vorkommen und daher schneller überfordert mit dem Abbau sind. Ein weiteres Hemmnis beim Fructoseabbau ist, dass der Stoff Sorbit von den angesprochenen Enzymen bevorzugt abgebaut wird – essen wir also Lebensmittel mit Sorbit, gelangt mehr Fructose unverarbeitet in den Verdauungstrakt, wo es dann zu Beschwerden kommt. Lichtblick für alle Menschen mit Fructoseintoleranz: Frucotse lässt sich durch Glucose binden, welche natürlich in Feigen vorkommt. Der Tipp für den nächsten Obstsalat lautet daher: Apfel und Feige in den Mixer werfen, schon sind alle Probleme gegessen!
Als letzter Slamer des Abend trat Stefan Spreng auf die Bühne, ein Lebensmittelchemiker aus Bayern. Wie von einem Bayern (laut Klischee) zu erwarten, sprach er über Bier – in seinem Vortrag mit dem schönen Titel „Antifaltencreme für Bier gesucht“. Spreng thematisierte die Problematik des Alterungsprozesses von Bier, welches nach längerer Lagerdauer schal und süßlich im Geschmack zu werden droht und die damit kollidierenden Vorgaben des deutschen Reinheitsgebots: außer Hopfen, Malz, Hefe und Wasser darf nun einmal keine weitere Zutat ins Bier – doch wie bekommt man es dann haltbar? Ganz einnfach! Der Brauer ist nebenbei Chemiker und bestimmt in einem aufwendigen Verfahren die Menge freier Radikale und der Antioxidantien im Bier – je mehr Antioxidantien das Bier enthält, desto länger ist es lagerfähig. Um dies zu erreichen, optimiert der moderne Brauer sowohl die Rohstoffauswahl wie auch den Brauprozess – mit einem vielen Deutschen wohlschmeckenden Ergebnis.
Im sich an die Slams anschließenden Publikumsvoting für den besten Slamer des Abends gewann Janina Otto und durfte den sogenannten „Einstein“ im Schweiße ihres Angesichts als Trophäe nach Hause tragen.
Die Teilnehmer an dieser Kulturexpedition fiebern nun dem nächsten Science Slam entgegen – auch wenn dieser leider erst im Oktober stattfinden wird – und laden alle Interessierten ein, sie das nächste Mal einfach zu begleiten!