Salut Strasbourg!
Im Urspringer Schulcurriculum ist in der 10. Klasse eine Bildungsreise nach Straßburg fest verankert. Es war darum nicht verwunderlich, dass sich 35 Schüler, betreut von den jeweiligen Gemeinschaftskundelehrern, Herrn Wetzler und Frau Radermacher, am 27. April zu unserem europäischen Nachbarn aufmachten.
Die Fahrt verfolgt gleich mehrere Ziele: Zum einen soll den Schülern durch den Besuch einer Parlamentsdebatte im Europäischen Parlament der Nutzen der Europäischen Union verdeutlicht werden, zum andern soll auch die kulturelle Bildung nicht zu kurz kommen. Für die „Franzosen“ ergab sich auch die Möglichkeit, ihre Französischkenntnisse in der Praxis zu erproben. Unser Hotel befand sich in Colmar, zirka 50 km von Straßburg entfernt.
Als erster Programmpunkt stand der Besuch der Gedenkstätte Konzentrationslager Natzweiler-Struthof, dem einzigen KZ in Frankreich, an. Die Grausamkeit, welche in diesem Lager Alltag war, hat uns alle tief bewegt.
Nachdem wir unsere Zimmer mitten im Colmarer Industriegebiet bezogen hatten, erkundeten wir die Altstadt. Hier stieß auch Frau Hebestreit zu unserer Reisegruppe hinzu. Den Abschluss dieses Tages bildete ein rustikales Flammkuchen-Abendessen, auf das wir im Elsaß nicht verzichten wollten.
Der zweite Tag stand ganz im Zeichen Straßburgs. Nach einer kleinen Stadtführung durch Nicolas und Jonas aus der 10b zum malerischen Viertel „Petite France“ und zum Straßburger Münster erkundeten wir während einer Bootsfahrt auf der Ill die am Wasser gelegenen Sehenswürdigkeiten: vor allem natürlich das beeindruckende Gebäude des Europäischen Parlaments aber auch des Europäischen Gerichtshofs, des Europarats und des deutsch-französischen Fernsehsenders ARTE. Im Anschluss wurden wir für eine ausgedehnte Mittagspause in die Altstadt entlassen.
Die Gruppe fand an einer Straßenbahnhaltestelle wieder zusammen, um gemeinsam zum Herzen der Europäischen Politik, dem Europaparlament, zu fahren. Dort wurden wir bereits vom Referenten der Abgeordneten Evelyne Gebhardt empfangen. Wir hatten nun die einmalige Gelegenheit, eine hitzige Debatte des Parlaments zu der Fragestellung „Soll ein europäischer Generalstaatsanwalt eingeführt werden?“ von der Besuchertribüne verfolgen zu können. In der anschließenden Fragestunde konnten wir unsere Fragen zum Thema beantworten lassen. Mit zahlreichen Werbegeschenken versorgt, beobachteten wir zum Abschluss eine Demonstration vor dem Parlament, welche die Visaproblematik der Christen aus Palästina zum Thema hatte.
Zum Abendessen wurden wir in der „Choucrouterie“, einer ehemaligen Sauerkrautfabrik, mit elsässischen Spezialitäten verköstigt. Satt und müde im Hotel in Colmar eingetroffen, bildete dann das heiß ersehnte DFB-Pokalhalbfinale Dortmund gegen FC Bayern den Abschluss dieses Tages.
Unseren letzten Tag begannen wir mit einem ausgiebigen Frühstück, bevor wir uns zum kulturellen Abschluss noch in Colmar einen Abstecher zum weltberühmten Isenheimer Altar des Malers Matthias Grünewald gönnten. Unsere Heimfahrt mit dem Bus durch die Vogesen und den Schwarzwald konnten wir dann noch an einigen interessanten Stellen unterbrechen.
So haben wir den „Hartmannswillerkopfs“ besichtigt, ein Bergmassiv, das während des Ersten Weltkriegs Schauplatz erbitterter Schlachten und Offensiven war. Zwischen Dezember 1914 und Januar 1916 wechselte der Berg acht Mal den Besitzer. 25.000 Soldaten auf deutscher und französischer Seite kamen hier ums Leben, deshalb nennt man den Berg auch „Männerfresserberg“. Sowohl die Schützengräben als auch die Baracken der Soldaten sind hier noch erhalten.
Nach einer Mittagspause auf dem Grand Ballon mit seiner grandiosen Aussicht über die Vogesen und einer weiteren Pause am Titisee im Schwarzwald, wo nicht nur unsere chinesischen Mitschüler ihre erste originale Schwarzwälder Kirschtorte genießen konnten, kehrte die erschöpfte Reisegruppe gegen 18 Uhr nach Urspring zurück.