Religion ist Ansichtssache – erst recht, wenn man unter Wissenschaftlern weilt.
Zum zweiten Mal wagte sich ein Trupp Urspringer zum Science Slam ins Roxy nach Ulm – diesmal unter dem Überthema „Religion“. Es versprach ein interessanter Abend zu werden.
Der erste Redner spach über das Thema „Sündigen verboten? – Apostel Paulus interpretiert“. Seine 10 Minuten füllte der Religionswissenschaftler mit zahlreichen Bibelzitaten und Textvergleichen aus verschiedensten Quellen. Als Fazit blieb uns hängen, dass es immer auch an einem selbst liegt, sich moralisch richtig zu verhalten. Die Agnostiker in unseren Reihen fragten sich sogleich: Wozu braucht der Mensch dann überhaupt Religion? Leider ward dies nicht weiter thematisiert.
Auf andere Gedanken brachte uns Simon, der über Biokunsttoffe (PLA) referierte und äußerst unterhaltsam darlegte, wie durch Plastik immer mehr Bereiche unserer Welt verunreinigt werden und dass noch lange nicht alles Bio ist auf dem Bio steht. Die angesprochenen Biokunststoffe sind bisher eher eine Spielerei für Leute mit eigenem Labor, doch es besteht bei weiterer Verknappung des Rohstoffes Öl durchaus die Hoffnung und Möglichkeit, dass Biokunststoffe zur Marktreife kommen und nicht, wie bisher, nur in Form von Spitzern zu Demonstrationszwecken hergestellt werden.
Redner Nummer 3 – ein Pfarrer von der Alb – sprach über „Gemeindeentwicklung auf der schwäbischen Alb – Generationenkonflikte in der Kirche“ und schilderte den Zuhörern seinen ewigen Kampf um aktive Gemeindemitglieder und analysierte die Schwierigkeit, sowohl Social-Media-verwöhnten Teenagern als auch tradionsbewussten Senioren gerecht zu werden.
Nachfolgend sprach ein weiterer Geistlicher über „Das Handy – ein Fall für Jesus, Gott & den Heiligen Geist“. Dieser eigentlich thematisch im Anschluss an seinen Vorredner recht passende Vortrag war jedoch dermaßen langweilig, dass dem Autor dieser Zeilen trotz Notizen nicht meht einfällt, wovon der Mann eigentlich genau gesprochen hat.
Sein Nachredner brachte das versammelte Publikum wieder ins Reich der Lebenden zurück: Dong – ein Student aus China – referierte mit Witz und Esprit über das Thema „Wie versteht das Gehirn Handlungen?“ und zeigte uns auf, wie stark das Verständnis einer Handlung von der kulturell erlernten Interpretation von Gesehenem abhängt und dass einzeln betrachtete Ausschnitte einer Handlung den Zuschauer relativ schnell zu falschen Schlüssen kommen lassen können.
Die nachfolgenden Vorträge mit den Titeln „Als die CIA den Teufel jagte & Gott amerikanischer Staatsbürger wurde“ sowie „Ist die Bibel echt und zuverlässig?“ strapazierten die Aufmerksamkeit der willigen Zuschauer übermäßig und lassen sich kurz gefasst wiedergeben: Aufgrund der Entstehungsgeschichte der Vereinigten Staaten von Amerika ist es in den USA Staatsräson, Christen besonders zu schützen – die Erklärung zur CIA ging in der geistigen Umnachtung unter, die den Autor dieser Zeilen beim Zuhören erfasste. Zum Wahrheitsgehalt der Bibel sei an dieser Stelle die Kernthese des Redners zusammengefasst: Je öfter etwas in unterschiedlichen Quellen wieder auftaucht, desto größer ist der Wahrheitsgehalt der Information.
Zum Abschluss der Veranstaltung gab es die gewohnte Abstimmung über den Sieger des Abends, bestimmt durch den lautstarken Applaus der Zuschauer. Nach mehreren Anläufen und einem Stechen musste jeodch selbst der Tontechniker eingestehen, dass er keinen eindeutigen Sieger feststellen konnte. Daher kam es zu einem Novum: der Kür zweier Sieger – Simon und Dong!
Nach unserer Auffassung ein verdienter Sieg für die beiden.
Wir setzen nun unsere Hoffnungen in den nächsten Science Slam am 12. Mai 2015, der wieder ohne Rahmenthema stattfinden wird und werden versuchen, unseren Rekord von zwei bei der Beantwortung der jeweiligen Frage zum Vortrag gewonnenen Getränkegutscheinen noch zu steigern!